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Robotertechnologien ermöglichen Fokus auf Wesentliches

Durch den Roboter können nicht-wertschöpfende Tätigkeiten reduziert und der Fokus auf Aufgaben gelegt werden, die menschliche Intelligenz und Entscheidungsfähigkeit bedürfen.

Abbildung 1

Die aktuellen Geldwäscheskandale verdeutlichen erneut, dass die von Finanzinstitutionen getroffenen Maßnahmen im Compliance-Management oft nicht ausreichen. Es gilt, neben den Anforderungen an Effizienz auch eine hohe Effektivität zu gewährleisten. Durch den hohen Handlungsdruck aufgrund der steigenden regulatorischen Anforderungen müssen oftmals eine Vielzahl von manuellen Prozessen implementiert werden, um eine kurzfristige Einhaltung der Regulatorik zu gewährleisten. Diese manuellen Prozesse sind häufig fehleranfällig, zeit- und nicht zuletzt auch kostenintensiv.

Finanzinstitutionen sind aus diesen Gründen gezwungen, die digitale Transformation, die insbesondere für Compliance eine Vielzahl von smarten Lösungen bietet, bestmöglich zu verfolgen. Eine Lösung die relativ einfach und kostengünstig zu implementieren ist und als „Wegbereiter“ für die Digitalisierung angesehen wird, ist Robotic Process Automation (RPA).

Obwohl Robotic keine Allzweckwaffe für die Ineffizienzen im Unternehmen darstellt, bietet diese Lösung eine verhältnismäßig kurze Implementierungszeit und gleichzeitig einen hohen Automatisierungsgrad. Bei der Robotic Process Automation werden durch Einsatz von Software-Tools repetitive und regelbasierte Aufgaben, die zuvor vom Menschen ausgeführt wurden, automatisiert. Für RPA gibt es demnach viele Einsatzmöglichkeiten – besonders in den Compliance-Prozessen allgemein oder in den Know-Your-Customer (KYC)-Prozessen im Speziellen. Der große Vorteil für RPA-Lösungen besteht darin, dass sie mit sehr geringen IT-Ressourcen kurzfristig implementiert werden können. Sie stellen eine Art „Brückentechnologie” dar, die innerhalb der Digitalisierungsstrategie eine gute Interimslösung abbilden, um manuelle Prozesse bis zur endgültigen Digitalisierung zu automatisieren. Entscheidend für den Erfolg von RPA ist, dass die richtigen Prozesse ausgewählt werden, um möglichst eine hohe Skalierung zu erreichen und damit die gewünschten Effizienz- und Effektivitätspotentiale zu realisieren. Es gilt Prozesse auszuwählen, die regelbasiert und möglichst ohne menschliche Ermessensspielräume durchgeführt werden können. Zudem besteht die Möglichkeit kognitive Fähigkeiten innerhalb der Software zu nutzen: bspw. immer wiederkehrende Sachverhalte erlernen und entsprechend ausführen. Darüber hinaus sollte der Prozess möglichst ohne Medienbrüche ausführbar und die erforderlichen Daten digital verfügbar sein. Besonders geeignet sind Prozesse, die auch außerhalb der Geschäftszeiten, bspw. am Wochenende, ausgeführt werden können. Der Roboter bietet einen unermüdlichen und dauerhaften Einsatz im Unternehmen. Durch diesen können nicht-wertschöpfende Tätigkeiten reduziert und kann der Fokus auf Aufgaben gelegt werden, die menschliche Intelligenz und Entscheidungsfähigkeit bedürfen. Neben dem Vorteil, dass Schwankungen im Volumen oder in der Kapazität sehr gut aufgefangen werden können, bieten RPA-Lösungen eine konstant hohe Qualität bei der Ausführung der Prozesse. RPA-Lösungen werden häufig zur Reduktion von Kosten sowie zur Schaffung von Transparenz und Industrialisierung eingesetzt. Teilweise können die Kosten bis zu 60 % reduziert werden. Darüber hinaus werden die Durchlaufzeiten der Prozesse signifikant verkürzt, die oftmals im direkten Zusammenhang mit der Kundenzufriedenheit stehen bzw. relevant sind für eine bessere Marktposition. Finanzinstitutionen sollten sich frühzeitig mit RPA-Lösungen auseinandersetzen, um ausreichend Zeit zu haben, die Organisation entsprechend vorzubereiten und geeignete Prozesse auszuwählen. RPA ist nicht die Lösung für sämtliche nicht-digitalen Prozesse, sondern vielmehr ein wichtiger und kurzfristig zu implementierender Baustein, der eine geeignete Zwischenlösung abbilden kann. In der weiteren Ausbaustufe werden anschließend häufig die RPA-Lösungen mit neuen Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (AI) kombiniert. Dies ist im Compliance- und KYC-Bereich derzeit noch in der Entwicklungsstufe, verspricht aber erhebliche Mehrwerte in den nächsten Jahren. RPA sowie AI werden jedoch nicht den Aufbau einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Compliance- und KYC-Organisation ersetzen, sondern helfen Mitarbeitern und Organisationen sich auf die relevanten und werthaltigen Tätigkeiten zu konzentrieren.

Corinna Reibchen, Geschäftsführerin passcon GmbH. Ihre Schwerpunkte sind Regulatorik und Compliance – insbesondere FATCA/CRS, BCBS 239, AML – sowie Risk Management, Vertrieb, Kosteneinsparungsprogramme, Strategieentwicklung und Projektmanagement. Sie leitet nationale und internationale Bankenprojekte.

 
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