Wirtschaftskriminalität vorbeugen - Drei Fallstricke, die Entscheider kennen sollten
Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) weltweit war der „Global Economic Crime and Fraud Survey“ von PwC zufolge in den vergangenen zwei Jahren von Wirtschaftskriminalität betroffen – darunter Bilanzfälschung, Geldwäsche und Steuerbetrug. Nicht alles davon landet als Skandal in den Nachrichten. Christian Muth, Partner Forensic Services bei PwC Deutschland, ist überzeugt: Unternehmen erhöhen die Chancen, Reputationsschäden zu vermeiden, wenn sie die folgenden Fallstricke bei internen Investigations beachten.
1 Schlechte Vorbereitung
Unternehmen sollten zunächst prüfen, ob die technologische Basis für eine interne Ermittlung vorliegt: Wurden die nötigen Investitionen getätigt? Welche Policies gelten für die Analyse elektronischer Daten? Sind alle Vorgaben gemäß ISO TS 37008:2023 für Investigations erfüllt? Der neue Standard gibt den Ablauf einer Ermittlung vor – von der Untersuchungsstrategie bis zum Abschlussbericht. Aber auch: Wie steht es um die Meldekanäle im Einklang mit dem neuen Hinweisgeberschutzgesetz? Gibt es Möglichkeiten, einen Verstoß vertraulich zu melden? Sind Fragen des Datenschutzes geklärt? Wer hier Vorarbeit leistet, ist im Ernstfall schneller handlungsfähig.
2 Zögerliche Salamitaktik
In jedem Verdachtsfall gilt: Unternehmen sollten sich zügig ein Bild von der Sachlage machen, um Fehlverhalten rechtzeitig zu beheben und weitere Straftaten zu verhindern. Wo geboten, sollte frühzeitig Kooperationsbereitschaft gegenüber den Behörden signalisiert werden. Unternehmen, die zu zögerlich sind, riskieren höhere Investigationskosten und einen ewig schwelenden Konflikt, der wertvolle Ressourcen bindet. Zudem kann es sein, dass Verantwortliche bereits das Unternehmen verlassen haben, wenn der Tatbestand endlich aufgeklärt ist.
Neben dem zu späten Start der Investigation ist die Salamitaktik der klassische Fehler, den wir immer wieder beobachten. Aus Angst vor einem Skandal und den drohenden Konsequenzen für Verantwortliche, gehen Unternehmen Verdachtsmomenten in Teilschritten und nicht vollständig nach. Die damit einhergehende schrittweise Kommunikation schafft immer wieder Anlässe für Berichterstattung und lässt das Unternehmen als unehrlich erscheinen, wenn die Wahrheit erst nach und nach ans Licht kommt. Für Entscheider gilt: Setzen Sie sich an die Spitze der Untersuchung, auch wenn es schmerzhaft erscheint.
„Setzen Sie sich an die Spitze der Untersuchung, auch wenn es schmerzhaft erscheint.“
3 Ungenutzte Technologie
Digitalisierte Geschäftsprozesse und Technologien wie KI bergen neue Risiken der Manipulation von Algorithmen. Umgekehrt bringen sie aber auch neue Chancen mit sich: Sie sind wertvolle Hilfsmittel, wenn es darum geht, elektronische Daten auszuwerten. Wir bei PwC arbeiten beispielsweise seit über zehn Jahren mit KI und können aus unserer forensischen Erfahrung Betrugsmuster ableiten und in Tools verwandeln. www.pwc.de/forensicservices
Christian Muth Partner, Forensic Services, PwC Germany