Überraschung Datenschutz neu entdeckt

Hans Gliss,
Herausgeber
DATENSCHUTZ-BERATER

Kaum zu glauben: Mit schöner Regelmäßigkeit fragen mich Unternehmen „Können Sie uns etwas über Datenschutz erklären?“. Fasse ich nach – und warum nicht, denn als Berater hat man die Pflicht, zu beraten – stellt sich heraus, dass sich niemand um die Umsetzung des BDSG gekümmert hat. Vielleicht ein Anstoß eines potentiellen Vertragspartners, eine Initiative des Betriebsrats – plötzlich ist das Thema im Raum. Dass das BDSG 40 Jahre alt ist, spielte keine Rolle, solange im Geschäftsbetrieb nichts anzubrennen drohte.

Bewegung kommt in die Beziehungen, wenn es Partner gibt, die das BDSG ernst nehmen. Die Motive können höchst unterschiedlich sein: Entweder verlangen Geschäftspartner Nachweise, oder man wird mit der Nase auf Sicherheitslücken gestoßen. Da gibt es recht unterschiedliche Szenarien, die in einem Unternehmen das Bewusstsein wecken können, sich um Datenschutz und IT-Sicherheit kümmern zu müssen. Von Sicherheitspannen bei der Datenverarbeitung ganz zu schweigen – die wirken sehr motivierend. Nur werden sie oft überhaupt nicht wahrgenommen, weil ein Überwachungssystem fehlt, oder sie werden unter den Teppich gekehrt. Als ich Datenschutzbeauftragter in einem Konzernrechenzentrum war, kam zufällig heraus, dass ein Mitarbeiter eines Computerherstellers bei Wartungsarbeiten eine wichtige Datenbank mitgehen ließ. Die Systemabteilung des Partners hatte sich verplappert bei einer Rückfrage wegen einer Routine, die mein Arbeitgeber entwickelt hatte – und nun kopiert war. Das landete beim Sicherheitsbeauftragten, der erst mich (als Datenschutzbeauftragten) und dann die Geschäftsführung informierte. Deren erste Reaktion: „Nur ja nicht den Datenschutzbeauftragten informieren.“

Die Moral von der Geschichte: Vertrauliche Informationskanäle installieren – und rückhaltlos informieren!

Ihr

Hans Gliss