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CNL 2021, 8
 

Führungskräftebefragung: Compliance und Integrität in der Krise

Eine Führungskräftebefragung der Kommunikationsagentur A&B One, unterstützt vom Zentrum für Wirtschaftsethik (ZfW), zeichnet ein aktuelles Bild der Zielgruppe „Management“. Danach stehen Integrität, Transparenz und Fairness im Wettbewerb hoch im Kurs. Doch nur die Hälfte der Befragten bescheinigt ihrem jeweiligen Arbeitgeber, auch in wirtschaftlich schwierigen Situationen integer zu handeln.

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Homeoffice isoliert: Führungskräfte berichten über mehr Gestaltungsspielraum, aber weniger Teamgeist.

In der nun zum zweiten Mal aufgelegten Studie zur Bedeutung von Compliance und Integrität, für die 303 Führungskräfte aus Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten befragt wurden, erklärten die Teilnehmenden mehrheitlich, sie erwarteten von den Unternehmen mehr Einsatz für ökologische, rechtliche und soziale Werte.

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Die Grafik zeigt, wofür sich Arbeitgeber aus Sicht der Führungskräfte stärker einsetzen sollen. (Quelle: Führungskräftebefragung von A&B One und ZfW)

Viele Unternehmen setzen aus Sicht der Befragten allerdings andere Prioritäten: Der wirtschaftliche Erfolg habe Vorrang. Defizite sehen die Führungskräfte vor allem in ethischen Konfliktfragen: Nur die Hälfte bescheinigt ihrem jeweiligen Arbeitgeber, dieser lege viel Wert darauf, auch dann integer zu handeln, wenn sich das einmal „nicht rechnet“. 64 Prozent der Führungskräfte sind beunruhigt über Skandale und Missstände in der Wirtschaft, und 53 Prozent glauben, dass Fehlverhalten heute häufiger vorkommt als vor zehn Jahren.

Einen ausführlichen Beitrag zur Führungskräftebefragung lesen Sie in der Juni-Ausgabe des Compliance-Beraters, die am 27. Mai 2021 erscheint. Prof. Dr. Stephan Grüninger und Ralf Weinen skizzieren in Ihrem Beitrag die Sicht von Führungsverantwortlichen aller Ebenen auf die viel diskutierte unternehmerische Verantwortung, auf die Wirksamkeit von Compliance-Maßnahmen und auf Compliance-Risiken im Homeoffice. Er gibt Impulse für die Praxis: von Synergien zwischen Purpose und Integrität bis hin zur Förderung von Regelbewusstsein beim (coronabedingten) Remote Work.

Knapp zwei Drittel der befragten Führungskräfte können im Homeoffice arbeiten, und sie nutzen dies seit Ausbruch der Corona-Krise auch intensiv. Bei der Arbeit daheim geben sie zu 41 Prozent an, eine zunehmende Produktivität und zu 40 Prozent neue Gestaltungsspielräume schätzen gelernt zu haben. Der Teamgeist lasse allerdings eher nach.

Mit den neuen Freiheiten und den veränderten Arbeitsabläufen entstünden neue Compliance-Risiken: 71 Prozent der Befragten berichten von neuen Unsicherheiten im Umgang mit Regeln, 54 Prozent gehen davon aus, dass diese im häuslichen Umfeld schneller vergessen werden. 37 Prozent der Führungskräfte schließen nicht aus, dass es im Homeoffice auch mehr bewusste Regelverstöße geben wird. Gleichzeitig rechnen 61 Prozent damit, dass die Unternehmen schlechter kontrollieren können, ob Richtlinien und Prozessvorgaben eingehalten werden.

Dass der eigene Arbeitgeber Wert auf ein ethisch einwandfreies Geschäftsgebaren legt und auch in kritischen Situationen integer handelt, bewegt die Beschäftigten mehr als explizit soziale oder ökologische Ziele wie zum Beispiel Umwelt- und Klimaschutz, Diversität oder Menschenrechte.

Die Befragung zeigt, dass in der Praxis zu wenig Wert auf persönlichen Austausch, Beratung und Diskussionsangebote gelegt wird. Diese Maßnahmen sind aus Sicht der Teilnehmenden besonders wirksam, werden aber nicht durchweg eingesetzt. Der Studie zufolge verbessert sich das Regelbewusstsein, wenn Fragen von Compliance und Integrität auch in den Team-Meetings besprochen werden.

Die Befragung stellt die Sichtweise des unteren und mittleren Managements in den Mittelpunkt. Die Umfrage fand im November 2020 statt und ist mit einer vorhergehenden Studie aus dem Jahr 2019 direkt vergleichbar.

chk

 
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