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CNL 2020, 8
Teichmann/Falker 

Geldwäsche mithilfe von Offshore-Banken

Spätestens seit in den 1970er Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika der „war on drugs“ ausgebrochen ist, wird Geldwäsche international als Risiko für die globale Sicherheit betrachtet. Während die Literatur sich jedoch eingehend mit Anti-Geldwäsche-Maßnahmen und deren Umsetzung beschäftigt, wird nicht analysiert, wie genau Geldwäscher vorgehen. Das Wissen um die Vorgehensweisen von Kriminellen ist jedoch zur Unterbindung von Geldwäsche unumgänglich. Darum analysiert der vorliegende Artikel, wie Geldwäscher Offshore-Banken nutzen, um inkriminierte Gelder zu waschen.

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Internationales Finanzcenter Dubai: Könnte sich aus Sicht von Geldwäschern besonders anbieten.

Banken in Offshore Destinationen wie beispielsweise Dubai eignen sich für alle Stufen der Geldwäsche (Placement, Layering, Integration). Dubai ist nicht nur eine bargeldintensive Stadt, sondern auch eine Hochburg für Offshore-Finanzinstitute. Die hohe Anzahl an Freihandelszonen erleichtert die Verschleierung von wirtschaftlich Berechtigten aus Sicht von Geldwäschern erheblich. Außerdem wird Dubai generell international zunehmend relevanter. Obwohl die Regierung strenge Anti-Geldwäsche-Richtlinien vorsieht, finden Kriminelle immer wieder neue Wege, diese zu umgehen.

Im Vergleich zu Finanzinstituten an anderen Orten sind Offshore-Banken relativ tolerant gegenüber Transaktionen. Selbst das Argument, man wolle eine heimische Besteuerung umgehen, ist in Steuerparadiesen meist zulässig. Eine Stadt wie Dubai bietet sich außerdem aus Sicht von Geldwäschern besonders an, da es als internationales Finanzcenter vertrauenserweckender ist als Vietnam oder Zentralafrika. Dementsprechend würde ein Banktransfer von der Schweiz nach Dubai wenig Aufsehen erregen. Alternativ können Gelder vor Ort mehrfach abgehoben und bei einer anderen Bank wieder eingezahlt werden. Diese Methode hat den Vorteil, dass kein Paper Trail entsteht. Auch wenn der Geldwäscher große Mengen an Bargeld mit sich führt, wird dies in einer Stadt wie Dubai kaum Aufsehen erregen.

Geldwäscher platzieren im Rahmen dieser Methode inkriminierte Gelder bei einer Bank; beispielsweise unter dem Vorwand einer Firmeneröffnung in einer der Freihandelszonen. Hierbei können Strohleute zum Einsatz kommen. Hierzu wird eine Briefkastenfirma in einer der Freihandelszonen eröffnet, was meist nur einige wenige Tage dauert. Anschließend können die Gelder an diverse andere Bankkonten überwiesen werden. So entstehen mehrere Verschleierungsschichten. Im Anschluss können die Gelder legal in Aktien investiert werden. Alternativ können sie auch für andere Investitionen verwendet werden. Außerdem sollten hierzu angestellte Strohleute Einwohner der Stadt sein, da diese nicht so tiefgehend untersucht werden wie Nicht-Einheimische.

Bei der Durchführung verschiedener Transaktionen verwendet der Geldwäscher komplexe Referenzen, wobei jedoch deren Authentizität bzw. Sinnhaftigkeit sichergestellt wird. Das heißt, sie passen zum Profil der Scheinfirma. Eine Überweisung, die fünf oder mehr Offshore-Banken durchläuft, eignet sich hierbei zwar zur Verschleierung, wird jedoch die Aufmerksamkeit der Banken erregen. Direkte Überweisungen hingegen, erregen weitaus weniger Aufmerksamkeit, da sie kaum von legalen Transaktionen zu unterscheiden sind. Generell macht es aus Sicht der Geldwäscher Sinn, alle Transaktionen aufzuzeichnen. Im Falle einer Untersuchung können so die nötigen Belege vorgewiesen werden.

Oftmals benötigen Banken in Offshore-Destinationen ein Empfehlungsschreiben der Hausbank. Dieses ist jedoch relativ einfach zu erhalten. Intelligente Geldwäscher wählen hierfür eine Bank aus, zu der sie keine geschäftliche Beziehung pflegen, da das Risiko einer Erpressung oder einer Meldung an die Behörden zu groß ist. Stattdessen eröffnen sie ein Konto in einer angesehenen Jurisdiktion wie Österreich. Dort werden mindestens 40.000 Euro an legalen Geldern eingezahlt und für mindestens drei Jahre auf dem Konto belassen. Anschließend bittet der Geldwäscher um ein Empfehlungsschreiben, das die vorbildhafte Geschäftsbeziehung während der letzten drei Jahre bescheinigt.

Arbeiten Geldwäscher mit diskreten Offshore-Banken zusammen, die dafür bekannt sind, dass sie nur bedingt mit europäischen Banken kooperieren, dürfte sich eine allfällige strafrechtliche Verfolgung schwierig gestalten. Außerdem werden oftmals Nationen mit eingeschränkter Pressefreiheit bevorzugt, um Medienberichte, die ungewollte Aufmerksamkeit bringen, zu vermeiden. Weiterhin reicht meist eine vorhandene, jedoch inkompetente Compliance-Abteilung aus, um die Bedürfnisse des Geldwäschers zu erfüllen.

Aus Sicht von Geldwäschern bleiben Offshore-Banken für alle Stufen der Geldwäsche geeignet. Das Risiko, entdeckt zu werden, besteht, lässt sich aber managen. Um mit dieser Methode Erfolg zu haben, präsentieren Geldwäscher sich unauffällig und haben immer die erforderlichen Dokumente parat. Auch wenn betont werden muss, dass der Großteil der Banken in Offshore-Destinationen sich bemüht, Geldwäsche adäquat zu bekämpfen, bleibt das Phänomen weit verbreitet. Im Umgang mit Kunden und anderen Banken ist Compliance-Beratern und Bankern dementsprechend geraten, die vorab dargestellten Methoden der Kriminellen im Hinterkopf zu behalten und die Transaktion bei geringsten Zweifeln abzulehnen.

RA Dr. iur. Dr. rer. pol. Fabian Teichmann, LL.M. und Marie-Christin Falker

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Dr. iur. Dr. rer. pol. Fabian Teichmann, LL.M., ist Rechtsanwalt und Notar in der Schweiz und leitet Beratungsgesellschaften in England, Liechtenstein und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

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Marie-Christin Falker ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Teichmann International (Schweiz) AG in St. Gallen.

 
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