Datenschutz-Hysterie? Wie bitte?
„Deutschland ist in eine Datenschutz-Hysterie verfallen, die uns unserer Zukunftschancen beraubt. Man kann aber auch zur Kenntnis nehmen, dass die Deutschen seit Monaten mit Datenschutz zugedröhnt worden sind.“ Dies schrieb Patrick Bernau am 3. März 2014 im Online-Auftritt der FAZ unter der Überschrift „Sammelt mehr Daten!“.
Die FAZ gilt zu Recht als eine seriöse Tageszeitung, die auch gewissenhaft darauf achtet, dass der Unterschied zwischen Berichten und Meinungen für den Leser auf den ersten Blick erkennbar ist. Im zitierten Beitrag springt sofort ins Auge, dass hier jemand seine Meinung sagt. Der Autor muss sich das Urteil gefallen lassen, dass seine Meinung eher aus dem hohlen Bauch und weniger aus dem Hirn kam – erkennbar ungetrübt von geschichtlichem Wissen über jahrhundertelangen missbräuchlichen Umgang mit Daten in Europa, und ohne einen blassen Schimmer zu Fragen der Datensicherheit und des Bedrohungspotentials, dem unsere IT-Infrastruktur ausgesetzt ist.
Gewiss könnte man leicht über die unmaßgebliche Meinung eines Autors hinweggehen – wenn sie nicht eine viel gelesene gute Tageszeitung verbreitet hätte. Deshalb ist Widerspruch angesagt, und zwar im Sinne der ernsthaft mit Datenschutz und IT-Sicherheit befassten Experten in Deutschland und in Europa. Leute, die ihren Job nicht als nice-to-have verstehen, sondern als Herausforderung, unsere Stellung in der Welt zu behaupten, intellektuell, wirtschaftlich und moralisch.
Für Datenschutz- und IT-Sicherheitsbeauftragte in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen sind Behauptungen, es gäbe eine Datenschutz-Hysterie, Knüppel, die ihnen schmerzhaft zwischen die Beine geworfen werden. Schauen wir auf die Geschichte: Festland-Europa hat üble Erfahrungen mit dem Umgang mit persönlichen Daten – spanische Inquisition, Fouché, Metternich, Gestapo, KGB – das sind prominente Beispiele. Vergleichbare Vorfälle, die sich in das kollektive Gedächtnis der Menschen eingebrannt haben, gab in den USA nicht, dort gab es eine Hatz erst nach dem 2. Weltkrieg mit McCarthy, und dieser Spuk war bald vorbei. Auch die Briten haben in den letzten drei Jahrhunderten mit dem amtlichen Missbrauch personenbezogener Daten kaum Erfahrungen gemacht – dank der Glorious Revolution von 1688 haben sie schon lange eine passable Demokratie.
Aber es gibt zwei Seiten der Medaille: Der korrekte Umgang mit Daten und die Abwehr von Angriffen auf Daten. Beide Seiten sind wichtig!
Hans Gliss, Herausgeber DATENSCHUTZ-BERATER
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