Echtzeitvorhersage statt Langzeitplanung
von Claus Nürnberg, Aachen
Mit zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit ändert sich die relative Bedeutung der Finanzaktivitäten drastisch. Technologische Innovationen, Inflationsdruck, volatile Märkte und regulatorische Anforderungen sind die Haupttreiber für diesen Wandel.
Der grundlegende Wandel in Finanzplanungen schafft auch die Voraussetzung für eine leistungswirtschaftliche Sanierung in der Unternehmenskrise.
Besonders bei der Bewältigung der Ursachen einer Unternehmenskrise im Rahmen eines Insolvenzverfahrens ist der Faktor Zeit eine entscheidende Größe für eine erfolgreiche und nachhaltige leistungswirtschaftliche Sanierung. Es gilt die kurzfristig umsetzbaren Leistungspotentiale zu identifizieren, Maßnahmen zu definieren und diese mit dem Ziel positiver Sanierungseffekte bereits im laufenden Insolvenzverfahren auch umzusetzen. Der Maßnahmenkatalog ist vielfältig und reicht von der Optimierung im Supply Chain Management bis hin zur Frage eines optimierten Sortiments- oder Dienstleistungsportfolios.
Eine längerfristige Finanzplanung hat immer weniger Aussagekraft. Sehr viele Unternehmen arbeiten daran, ihren Budgetierungsprozess auf ein Minimum zu reduzieren, um sinnlose Verschwendung von Ressourcen zu vermeiden.
Einige Unternehmen versuchen sogar, die Budgetierung ganz abzuschaffen. Stattdessen investieren sie in regelmäßige Echtzeitvorhersagen. Das Thema „Beyond Budgeting“ fasziniert daher derzeit viele. Es ist anzunehmen, dass die Rolle von Forecasting und auch Reporting gegenüber dem Budgeting deutlich wichtiger ist. Zu erkennen, wo im Unternehmen unnötige Liquiditätsabflüsse passieren, ist dabei eine der ersten durchzuführenden Maßnahmen.
Dieser Wandel in der Unternehmensfinanzplanung macht auch Sanierungsprozesse effizienter und effektiver. Unternehmen verschaffen sich damit die nötigen Werkzeuge und Ansätze, um Herausforderungen zu bewältigen, Risiken zu minimieren und nachhaltige Lösungen zu implementieren.
Einige zentrale Aspekte zur Verbesserung einer leistungswirtschaftlichen Sanierung sind:
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Präzisere und schnellere Datenerhebung und Echtzeit-Analyse
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Proaktive Szenario-Planung (Simulationsmodelle und Frühwarnsysteme)
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Kosteneffizienz und Ressourcenoptimierung (Automatisierung von Prozessen und Priorisierung)
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Agilität in der Planung (Rolling Forecasts und Dynamische Budgets)
Fazit
Der Wandel in der Finanzplanung verbessert die Effizienz von Sanierungen durch präzisere Analysen, flexible Werkzeuge und datengetriebene Entscheidungsprozesse. Dies ermöglicht es Unternehmen, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, schnell auf Veränderungen zu reagieren und langfristige Stabilität zu schaffen. Unternehmen, die moderne Planungsmethoden und Technologien in ihren Sanierungsprozess integrieren steigern ihre Erfolgschancen erheblich.
Ein weiter Aspekte ist die zügige Analyse von Arbeits- und Wertschöpfungsprozessen in Insolvenzverfahren; dies ist entscheidend, um kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung und mittelfristige Strategien zur Restrukturierung zu definieren. Sie identifiziert operative Potenziale und Schwachstellen, die während des Verfahrens optimiert werden können, und schafft Transparenz über wertschöpfende Bereiche. Im Rahmen eines M&A-Prozesses dienen die Ergebnisse dazu, wirtschaftliche Potenziale aufzuzeigen und die Attraktivität des Unternehmens für Investoren oder Käufer zu erhöhen.
Diplom-Kaufmann Claus Nürnberg ist als Senior-Partner bei der WED+ Unternehmensberatung GmbH tätig und unterstützt seit vielen Jahren Unternehmen in der Krise bei der Entwicklung und Umsetzung von Sanierungs- und Restrukturierungskonzepten. Im Rahmen eines Interimsmanagements übernimmt er die operative Verantwortung, bis ein definiertes Ziel erreicht ist und ein dauerhaftes Management eingesetzt werden kann. In seiner langjährigen Tätigkeit hat er sich besonders auf Handels- und Dienstleistungsunternehmen spezialisiert.