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CNL 2020, 5
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Food- und Gastro-Branche unter Beschuss

NGO-Kampagnen, Produktrückrufe, Social Media-Konflikte oder Erpressungsfälle: Ständig stehen einzelne Unternehmen aus der Ernährungs- und Agrarwirtschaft am Pranger. Angesagt ist da ein schnelles und effizientes Krisenmanagement sowie eine glaubwürdige-kommunikation. Wichtig ist: Jeder Hersteller sollte auf den Ernstfall vorbereitet sein. Sowohl mit entsprechenden Strategien im eigenen Unternehmen als auch von außen.

Abbildung 5

Insektizid in Eiern: Der Fipronil-Skandal ist nur einer von vielen Lebensmittelskandalen.

Die Kritik an der Ernährungswirtschaft reißt nicht ab. TV-Sender, Medien und NGOs thematisieren gerne echte und vermeintliche Verbrauchertäuschungen, kritisieren Inhaltsstoffe und Risiken bei der Lebensmittelsicherheit. Gute Vorbereitung auf eventuelle Krisen ist deshalb ein Muss. Dazu gehört ein kontinuierliches Issue-Monitoring.

„Plastik in Pizza und Hack“, „Tödliche Gammelwurst“, „Keime in der Milch“ titelte die „Bild“ im Oktober 2019 nach dem Wilke-Skandal in Riesen-Lettern auf Seite 1. Die kritischen Meldungen zu Themen in den Medien, die die Ernährungsbranche umtreibt, häufen sich schon in der Vergangenheit und aktuell – wenn auch zum Teil überspitzt. Der AFC-Issue Monitor etwa wertet sie täglich aus. Zu den Top 5-Ergebnissen 2019 zählten Tierhaltung an erster Stelle, gefolgt von Inhaltsstoffen, Kennzeichnung, Verpackungsmüll und Umweltauswirkungen.

Und welche Teilbranchen standen dabei in der öffentlichen Kritik? Nach Anzahl der Meldungen in den Medien benennt die Unternehmensberatung AFC Consulting Group Fleisch und Fleischprodukte, Lebensmitteleinzelhandel und Systemgastronomie sowie Milch und Milchprodukte (ohne Speiseeis).

Krisenkommunikation wird immer komplexer. „Jeder ist heutzutage Meinungsmacher“, weiß auch Matthias Glötzner, Senior-Berater von Engel & Zimmermann. Spätestens mit Facebook, Youtube und Twitter sei sie „explodiert“. Selbst Einzelpersonen könnten mittlerweile Konzerne in die Knie zwingen.

„Eine Krisensituation für Unternehmen kann aus unterschiedlichen Ursachen entstehen“, betont Markus Hinskes von der AFC Consulting Group. Er weist auf drei für die Agrar- und Ernährungsbranche besonders relevante Krisenarten hin: Lebensmittelkrise (chemische, biologische oder physikalische Kontamination), Reputationskrise (Medienberichte, NGO-Kampagne, Produkt-Testurteile etc.) und Betrieblicher Notfall (Stromausfall, Brand, Lieferantenstreik etc.). „Fehlerhaftes Reklamationsmanagement ist häufig der erste Schritt in die Krise“, so der Head of Issue Management.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, hat etwa der Mopro-Gigant Arla Foods – wie viele andere Unternehmen – rechtzeitig neben einer Krisenmatrix auch ein Krisenteam installiert. „Auch wenn der Krisenfall bestenfalls nie eintritt, muss er routiniert bearbeitet werden“, rät Jaqueline Walter, Head of Quality, Environment, Health & Safety Arla Foods Deutschland. Dazu gehöre unbedingt ein umfangreiches Schulungs- sowie Informationsangebot. Bei Arla Foods gibt es deshalb Basisschulungen für alle Mitarbeiter. Man weiß ja nie.

Daniela Rück, Redakteurin Lebensmittel Zeitung

 
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