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CNL 2021, 10
 

Risiken und Chancen in der Covid-19-Krise

Welche Risiken, aber auch welche Chancen hält die Covid-19-Krise für das Compliance-Management bereit?

Dieser Frage widmete sich Dr. Katharina Hastenrath in einem Workshop zur diesjährigen DACH-Compliance-Tagung der ZHAW School of Management and Law.

Abbildung 11

Persönlicher Kontakt: Seit Corona Fehlanzeige.

Das klassische Compliance-Management-System (CMS) lebt von der persönlichen Begegnung. Das gilt für die gesamte DACH-Region gleichermaßen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wurde gerade die Compliance-Kultur eines Unternehmens über Präsenz-Workshops, Besuche des Compliance-Managements vor Ort und ganz schlicht, aber wirkungsvoll durch das „Vorleben von Werten“ vermittelt, beschrieb Hastenrath die Ausgangssituation. Hinzugekommen sei ein guter, enger und direkter Austausch zwischen den Compliance Officers: „Koordination und Abstimmung geschah unmittelbar.“

Diese „Herzstücke des früheren Compliance-Programms“ wurden natürlich schon vor Corona durch Kommunikationselemente wie Clips oder Podcasts und Newsletter ergänzt, aber der direkte Kontakt stand gerade auch beim Themenfeld Überwachung und Verbesserung des CMS im Vordergrund.

„Wie sieht es jetzt aus im Jahr 2021 – immer noch im überwiegenden Lockdown und im Homeoffice“, fragte Hastenrath die Workshop-Teilnehmer.

Manche beklagten einen Kontrollverlust des Managements, der auch schwindendes Vertrauen in die Mitarbeiter nach sich zöge. Hastenrath bestätigte diese Wahrnehmung: „Distanz schließt Überwachung aus. Böse Buben können sich jetzt sicher fühlen.“ Schließlich fehle die persönliche Ebene: „Man spürt die Leute nicht.“

Doch auch für die Mitarbeiter selbst sei die Situation schwierig, stellten die Teilnehmer fest: „Die Mitarbeiter sind genervt von zu vielen Online-Workshops, weil aktuell alles vor dem Bildschirm stattfindet.“

Der Zwang zur zunehmenden Digitalisierung bringe aber auch neuen Schwung in das Compliance-Management: Ein positiver Effekt sei die bessere globale Vernetzung durch die vermehrte und selbstverständlichere Nutzung von Online-Formaten. Ein Teilnehmer sah darin sogar die Chance, auch alteingesessene Mitarbeiter zur Weiterentwicklung zu bewegen. Außerdem hätten Compliance Officers die Zeit genutzt, ihre Systeme zu überprüfen: „Es sind nicht unbedingt Entscheidungen gefallen, aber Compliance-Maßnahmen und aktuelle Gesetzgebung wurden überprüft.“

Positive Entwicklungen konstatierten die Teilnehmer im IT- und Security-Umfeld. Hier gebe es nun vermehrt Bestrebungen, mit Themen in die Compliance zu gehen und nicht mehr nur in der IT zu verharren. Umgekehrt schalte Compliance sich aktiver in Bereiche im Unternehmen ein, in die sie normalerweise nicht eingreift.

Trotz aller positiven Ansätze sah Hastenrath eine enorme Gefahr für Compliance durch die krisenbedingte wirtschaftliche Schieflage vieler Unternehmen. Der Wunsch, trotz der schwierigen Wirtschaftslage Geschäft zu machen, lasse Compliance-Ziele in den Hintergrund treten. Im Extremfall könnten dem fehlenden Budget ganze Compliance-Abteilungen zum Opfer fallen. „Dadurch steigen dann auch die Compliance-Risiken.“

chk

 
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