Studie: Geldwäsche lässt Immobilienpreise steigen
Geldwäsche führt zu einer Preissteigerung im Immobiliensektor. Das ist die Kernaussage der Studie „Geldwäsche und deren Auswirkungen auf Immobilienpreise in Deutschland“. Sie untersucht das Ausmaß der Geldwäsche im deutschen Immobiliensektor und deren Auswirkungen auf die Immobilienpreise anhand von Informationen zu Verdachtsmeldungen aus dem Verpflichtetenkreis des Geldwäschegesetzes sowie öffentlich zugänglichen Informationen zu Immobilientransaktionen und Immobiliendaten.
Wenn das Fundament der neuen Eigentumswohnung Geldwäsche ist, kann das die Immobilienpreise hochtreiben.
Bislang wurden steigende Immobilienpreise als einer der schädlichen Effekte der Geldwäsche nur vermutet. Durch die Studie des Trierer Instituts für Geldwäsche- und Korruptions-Strafrecht (TrIGeKo) liege erstmals eine evidenzbasierte Datengrundlage für diese Annahme vor, heißt es bei TrIGeKo. Die bisher defizitäre Datenlage in Bezug auf ökonomische Auswirkungen der Geldwäsche wird von der Financial Action Task Force (FATF) in ihrem aktuellen Evaluationsbericht für Deutschland kritisiert. Auch in der Studie des TrIGeKo heißt es hierzu zustimmend: „Wenn Geldwäschebekämpfungsmaßnahmen (weiterhin) auf Akzeptanz stoßen sollen, ist eine ökonomische Analyse der Geldwäsche wichtig.“ Eine branchenspezifische Risikoanalyse sei notwendig und der Immobiliensektor gelte als besonders geldwäscheanfällig, weil solche Transaktionen eine Möglichkeit böten, hohe inkriminierte Werte zu waschen. Die Studie ging von der Annahme aus, dass durch zu waschendes Geld die Preise am Immobilienmarkt nach oben verzerrt werden, da diese Käufer nicht nur eine zusätzliche Nachfrage generieren, sondern auch dazu bereit sind, Preise über dem Verkehrswert zu zahlen.
Laut der Studie habe eine Analyse von Geldwäscheverdachtsmeldungen und Immobilienpreisen ergeben, dass bei einem Anstieg der Meldungen auch ein Preisanstieg zu beobachten ist. Eine Erhöhung des Volumens an Verdachtsmeldungen um 1 Mio. Euro gehe mit einer Preissteigerung für Eigentumswohnungen um 0,063 Prozent einher. Gelänge es Geldwäschetätigkeiten im Immobiliensektor um 10 Prozent zu reduzieren, so ließe sich ein Rückgang der Immobilienpreise um 1,9 Prozent ableiten. Dies wären bei einer 80 qm-Eigentumswohnung und einem qm-Preis für 2024 von 4.500 Euro im Durchschnitt immerhin ca. 6.830 Euro des Kaufpreises von 360.000 Euro, erläutert die Studie des TrIGeKo. Daraus lasse sich ableiten: Geldwäsche lässt die Preise im Immobiliensektor steigen. Bisher nur vermutete wirtschaftliche Folgen könnten also empirisch belegt werden. Damit sei zugleich ein ökonomischer Aspekt dargetan, warum die Geldwäschebekämpfung gesamtgesellschaftlich wichtig ist.
Die Studie ist das erste Projekt des interdisziplinären Forschungsverbundes an der Universität Trier zur ökonomischen Analyse der mutmaßlichen volkswirtschaftlichen Schäden durch Geldwäsche. In Folgeprojekten soll die Methode neben dem Immobiliensektor auf weitere Sektoren ausgeweitet und zu einer Gesamtbilanz zusammengefügt werden. Damit sollen dem Staat und den zur Bekämpfung der Geldwäsche relevanten Institutionen datenbasierte Informationen und Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie Maßnahmen zur Geldwäschebekämpfung risikoorientierter und damit effizienter eingesetzt werden können.
chk